EinKlang e.V. Verein

(von Jarain Amberg)

In Mainz gibt es viele Veranstaltungen sowie Orte, die insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund oder einer Fluchtgeschichte essenziell sind. Diese werden meist von Vereinen oder verschiedenen Institutionen unterstützt bzw. geplant. EinKlang e.V. ist einer dieser Vereine. Der Kulturverein legt seinen Fokus auf das Rhein-Main-Gebiet und bietet Veranstaltungen an verschiedenen öffentlichen Orten sowie Bars und Clubs an. Der Kulturverein arbeitet gezielt an dem Kulturangebot in Mainz und versucht auch neue Räume durch sein Schaffen zu generieren. Der im Jahr 2021 gegründete Club zählt inzwischen über 80 Mitglieder und hat bei seinen Veranstaltungen klare Vorstellungen bezüglich des Verhaltenscodex. Für die Einhaltung der Regeln sorgt ein „Awareness-Konzept“, das die Safe-Space-Charakteristik der Veranstaltung gewährleisten soll. Intention dieses Konzepts ist der Wunsch nach Respekt und Fairness unter den Besucher*innen sowie Mitarbeitenden. Das Team soll dabei helfen, jegliche Diskriminierung und Grenzüberschreitung präventiv vorzubeugen, deeskalierende Maßnahmen zu ergreifen und verschiedene Ansprechpartner anzubieten. Die Veranstaltungen haben oftmals einen politischen Kontext bzw. positionieren sich politisch klar und stehen für Vielfalt. Einnahmen werden an soziale Einrichtungen gespendet und rücken so das soziale Engagement mehr in den Vordergrund. Auch der Barrierefreie Zugang der Veranstaltung resultiert in einem diversen Publikum und Vielfallt spielt eine große Rolle. Die Angebote sind immer mit elektronischer Musik verbunden und finden an verschiedenen Orten statt. Einer dieser Orte ist das Schick, eine Lounge die ihre Kooperation mit dem EinKlang e.V. Verein „OpenSession“ nennt. Die aus ihrem Dj-Kollektiv zusammengestellten Acts legen dann ab 22 Uhr auf und spielen elektronische Beats. Dabei gelten die altbekannten Regeln des Awareness-Konzepts und bieten so einen Safe Space an. Auch die Bar Schick selbst steht für Individualismus und Akzeptanz und fordert Akzeptanz für den persönlichen Stil der Bar, der auch diesen Individualismus repräsentieren soll. Eine weitere Veranstaltung des Vereins findet an der JGU im Q-Kaff, einer Location am Campus, statt. Die Veranstaltung trägt den Namen „Clique“ und ist ebenfalls ein Rave. Eine zweite Veranstaltung an dem Campus ist die „CampusSession“ die im Outdoorbereich des Kulturcafe der JGU stattfindet und sich von den Mittagsstunden bis in die Nacht zieht. Im Rahmen unseres Projekts führte ich mit verschiedenen queeren Menschen Interviews, um ihre Erfahrungen und Sichtweisen besser zu verstehen. Riad, ein 29-jähriger bisexueller Mann aus dem Nahen Osten, der seit einigen Jahren in Mainz lebt, hat mir von seinen wichtigsten Orten in Mainz erzählt und sagt: „Ja, ja, voll, weil ich habe sie ganz nah, und das ist einfach mega schön am Rhein hier. Genau. Ich glaub, dass erinnert mich auch ein bisschen an Heidelberg, ich vermisse schon Heidelberg, weil das war mein erster Ort in Deutschland und Heidelberg ist halt auch am Neckar, und ich finde das hat die gleiche Atmosphäre wie Heidelberg. Und ich bin immer gut gelaunt auf jeden Fall, wenn ich am Rhein bin“. Als einer der größten Hotspots für Veranstaltungen, ist der Rhein bei den Mainzer sehr beliebt und auch der Kulturverein hat das Potenzial des Rheinufers entdeckt. Im Sommer wird die „RheinSession“ an den Rheinwiesen in Mainz-Kastel angeboten. Auch hier wird für das diverse Publikum Sicherheitsvorkehrungen getroffen und der Awareness Codex an die Outdoor Events angepasst. Mitglieder tragen eine Pride Binde um als Ansprechspartner*innen kenntlich gemacht zu werden. Auf den Sozialen Medien wird sich klar von Rassimus, Sexismus, Homophobie und sonstigen Diskriminierungen distanziert und politisch klar positioniert. Somit schafft der EinKlang Verein ein breitgefächertes Angebot an verschiedenen Veranstaltungen, die sich als Safe Space für verschiedene Kulturen, Altersgruppen, Herkünfte, Geschlechter, Sexualitäten usw. versteht. Gleichzeitig thematisieren sie die Notwendigkeit für die Bereitstellung und Kreation dieser Räume. „Was mir auch aufgefallen ist, ist sehr viel, oder sage ich mal, mehr, Rainbow-Flags oder...oder queere Menschen in generell, oder wie kann man es sagen? Queer Menschen Unterstützend“ Solche öffentlichen Statements, wie das Aushängen der Flagge, ist für Menschen wie Riad sehr wichtig! Sie sehen so ihre Alliierten der Community im Alltag, wo diese sonst eventuell untergehen würden. Diese Statements haben natürlich bei Veranstaltungen den gleichen Effekt und sind notwendig!

Angebote wie die Rhein-Session oder OpenSession sorgen auch dafür, dass Menschen auch außerhalb der Veranstaltungszeit diese Orte oder Räume besuchen. Der Raum wird durch diese Veranstaltung mit Erinnerungen, Erfahrungen und Bedeutung aufgeladen. Letztendlich kann der Ort auch außerhalb der Veranstaltung als ein Safe Space wahrgenommen werden.

„Ah ne und meine Lieblingsbar ist eigentlich Schick, das ist einfach auf der Kaiserstraße oder der Boppstraße Anfang, und, und die ist einfach schön, hat so eine schäbige Atmosphäre, aber schön so, hat nen Charm, so auf jeden Fall und da also werden auch häufiger so EinKlang Sessions stattgefunden. Das ist so ein Verein, den ich mag.“ Wie Riad erwähnt, ist auch die Atmosphäre einer Veranstaltung wichtig! Nicht nur das Musikgenre lockt Personen wieder an, sondern auch die optische Gestaltung, die Menschen selbst und wofür die Veranstaltung steht, spielt eine wichtige Rolle.

Gleichzeitig verbindet auch hier die Musik Menschen und baut auch Barrieren zwischen Gruppen ab. Somit spielen auch externe Partys mit dem Schwerpunkt auf elektronische Musik eine sehr große Rolle und bieten einen Raum für alle.

„...und was Feiern angeht, also ich war richtig in vielen Cafés, und was Feiern angeht, glaube ich mal im Büro, das ist ja in der Nähe vom Hauptbahnhof. Die machen coole Mucke, elektronische Musik und da war ich paar Mal feiern.“ Durch die Arbeit von EinKlang und der Techno/Elektro- Community, hat Riad viele verschiedene Clubs, Räume und andere öffentliche Orte in Mainz kennengelernt. Nicht nur die Musik hat Verbindungen geschafft, sondern letztendlich auch die Veranstaltungsorte selbst, die für einen sicheren Ort für alle gesorgt hatte.

Safe Space war oder ist für Geflüchtete nicht selbstverständlich

„The concept of‘safe space’derives from the 1970s women’s and LGBT move-ment and was originally used to name physical meeting places where like-minded people could meet and share their experiences in a safe environment.In recent years, the term has primari ly been used in higher education, and‘safe-space-policies’have been adopted at many universities in order to prevent discrimination, harassment, hatred and threats.“

Insbesondere bei Geflüchteten muss man die Vorgeschichte berücksichtigen um richtig zu handeln bzw. einen sicheren Raum zu kreieren. Viele Menschen fliehen vor der Homophoben Positionierung ihre Heimat und sind dort nicht sicher. Legitimiert wird diese Ablehnung der Vielfalt bzw. Diversität durch konservative oder religiöse Ansichten.

Somit ist für lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und intersexuelle Menschen die Flucht aus der Heimat die einzige Chance um der Verfolgung, Gewalt und sogar dem Tod zu entfliehen. Die Flucht selbst ist eine traumatische Erfahrung. In Deutschland angekommen sind Barrieren wie der Aufenthalt in den Unterkünften, oftmals mit trans- und homophoben Übergriffen und Erfahrungen verbunden. Hier angekommen erfahren Flüchtlinge zwar politischen Schutz, sind aber oftmals noch Diskriminierungen ausgesetzt. Studien zeigen, dass homo- und bisexuelle Menschen Diskriminierung erleben, was 81 Prozent der Befragten bejahten. Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund erleben in Deutschland mehr homophobe Anfeindungen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das Bedeutet, dass queere Menschen in Deutschland trotzdem Anfeindungen fürchten müssen und nicht in allen Räumen oder Veranstaltungen vor diesen Anfeindungen sicher sind. Homophobe Kommentare sind für queere Menschen sehr traumatisierend, auch wenn diese Anfeindung sich “nur“ in Kommentaren äußert und eventuell nicht in physischer Gewalt. Deswegen ziehen sich oft diese Menschen in queere Veranstaltungen oder Räume zurück. Hier bietet Mainz einige Partys, Events und Lokale an. Das Queer*referat im AStA der JGU veranstaltet die “Queer ins Wochenende“ die als eine „Uni Party für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Trans* und ihre Freund*innen“ beworben wird. Ebenso werden Kneipenabende für queeres Publikum in regelmäßigen Abständen angeboten und laden zum Vernetzen und diskutieren ein. LGBTQI* Veranstaltungen bzw. das queere Angebot ist somit eine Möglichkeit für queere Menschen, ihre eigene Persönlichkeit auszuleben und vor allem sichtbar zu sein. Leider sind die Anlaufstellen für queere Menschen meistens in erster Linie nur queere Veranstaltungen. Grund dafür ist, dass andere nicht queere Veranstaltungen oder „Hetero-Clubs“ oft keinen Safe Space für marginalisierte Gruppen schaffen. Gleichzeitig ist zu bedenken, dass es auch eine Gefahr für heterosexuelle Menschen gibt, die sich in queeren Räumen aufhalten. Hier können Vorurteile auf diese übertragen werden bzw. auch diese Menschen erfahren Anfeindungen. Mainz setzt genau bei dieser Problematik an und bietet Veranstaltungen an, die für alle sind. Hier soll nicht nur für die Sicherheit von Queeren, sondern von allen Minderheiten gesorgt werden. Beispielsweise die Veranstaltungen von dem EinKlang Verein werden als ein Safe Space beworben. Das Bedeutet, eine Veranstaltung, die in einem Raum stattfindet, wo Personen keine Diskriminierung, Rassismus, Kritik, Beleidigungen und emotionale oder physische Gewalt fürchten muss. Diese Veranstaltungen nicht ausschließlich auf Queere Menschen ausgelegt, sondern auf alle Gruppen und ermöglichen so einen Barrierefreie Kontakt unter verschiedenen Communities.

„Ich mag selber elektronische Musik und da gab es immer so Rhein-Session heißt das von Einklang, das ist ein Verein auch von Mainz und das fand ich auch immer so cool, wie die einfach die Musikanlage von denen mitgenommen haben und am Rhein einfach Musik angemacht haben, und alle Leute haben sich versammelt und haben getanzt, und es war einfach eine schöne Atmosphäre.“ Diese Leichtigkeit der Veranstaltung, die Riad beschreibt, ist für marginalisierte Menschen meist nur durch die Kreierung eines SafeSpace möglich!

Gleichzeitig haben Safe Spaces bzw. auch Städte, Orte oder Räume wo man sich entfalten kann eine große Auswirkung auf den Einzelnen. Menschen, die vorher im Verborgenen leben mussten oder auf der Flucht waren, konnten ihre queere Identität nicht entdecken bzw. ausleben. Erst durch die Flucht oder dem Betreten eines Safe Spaces, ist die Basis für das Ausleben oder der Entdeckung der eigenen Identität möglich. Somit verändert das Leben in Städten wie Mainz für viele, die zuvor unterdrückt oder in Angst lebten. „Ähm, eigentlich, äh, ich war, stimmt, in vielen Ländern, aber ich glaub, das hat alles dazu geführt, dass alles offener wahrnehmen kann. Also das fand ich eher als Vorteil... also bin ich auf jeden Fall definitiv offen. Also ich vergleiche es. Vor zwei Jahren war ich verklemmter als jetzt, meine Persönlichkeiten auch mit meinem Umfeld.“

„...so viel in Mainz tun so soziales studieren, Publizistik noch immer, und da das Ding oder so hab ich mir gedacht, das betrifft natürlich halt die oder es handelt sich immer um solche Themen halt, die gerade aktuell sind oder auch viele sich für die Umwelt interessieren, und das hat man hier häufiger als in Karlsruhe, halt häufiger aufgefallen als in Karlsruhe, weil hier in meinem Umfeld, ich glaub...also hier wo ich wohne, sind einfach rainbow Flags auf dem Balkon und das habe ich in Karlsruhe nicht gesehen und ich habe da zwei Jahre gewohnt.“ Anhand von Riads Erzählung zeigt es, dass Mainz grundsätzlich liberaler bzw. offener eingestellt ist. Diese Einstellung wird auch nach außen getragen und eine klare Positionierung der Bewohner wird anhand der Flaggen sichtbar. Somit greift auch die Stadt Mainz in manchen Punkten die Eigenschaften eines Safe Spaces auf und signalisiert so für marginalisierte Gruppen, dass sie willkommen sind und sich nicht verstellen müssen. So wird auch im Alltag diese politische Einstellung klar nach außen signalisiert. Letztendlich hat dies auch eine große Auswirkung darauf, wie eine marginalisierte Person Mainz wahrnimmt.

Kulturelle Vielfalt und der Alltag in Mainz

„Das Kaffeehaus stellt eine „Schule der Erkenntnis“, wie es im Volksmund im Osmanischen Reich hieß, dar. Es war ein in der gesellschaftlichen Ordnung des Osmanenstaats geradezu „neutraler“ Ort, an dem Männer aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und Bildungsmilieus aufeinandertrafen und sich miteinander austauschten“  In vielen Kulturen spielt der Kaffee eine wichtige Rolle und definiert auch den Alltag von Menschen. Inzwischen hat das Luxusgetränk sich auch in ganz Europa etabliert und hat so in verschiedenen Kulturräumen, verschiedene Stellenwerte. Für manche Menschen sind solche Räume, wie ein Café, ein altbekannter Ort und sind mit Tradition verbunden bzw. mit etwas Vertrautem. In der Kulturanthropologie sind solche alltäglichen Rituale bekannt und ein wichtiges Themenfeld. Diese Alltagskulturen wie das Kaffee-Trinken geben dem Rezipierenden Sicherheit und können so mit einem Ort des wohlfühlen verbunden werden. Auch Riad hatte ich nach seinem Alltag gefragt. Hier spielt das Café eine große Rolle und nimmt auch viel Zeit ein. Auch für ihn ist das Café ein Ort des Wohlfühlens und des Runterkommens. Riad erzählt: „Das ist eine gute Frage. Ich glaube Zollhafen, also würde ich so denken, oder in einem Café in der Neustadt, also wenn ich nichts tun habe und denk mir: Okay, was soll ich machen, dann ist die erste Idee, die bei mir reinkommt, ist: Ja, ich gehe in ein Café, weil irgendwie fühle ich mich da einfach wohl.“ So können eventuell unscheinbare Orte eine Art Safe-Charakter haben und spielen auch eine wichtige Rolle, insbesondere wenn sie den Alltag des Einzelnen mitgestalten. Auch in diesen Cafés spielen die zwischenmenschlichen Interaktionen eine wichtige Rolle und helfen eine emotionale Bindung zu diesen Orten aufzubauen. „Ähm ich fühl mich bei Fette Henne, habe ich mich immer sehr warm willkommen gefühlt, irgendwie vor allen von der Besitzerin. Sie spricht mich immer an, immer wenn ich dort bin. Neulich war ich dort, und sie weiß, dass ich so häufig Zimtschnecke von dort nehme, und sie hat mich gefragt:„hey sorry, wir haben heute keine Zimtschnecke, aber soll ich für dich morgen welche machen?“ Sie ist sehr sehr sympatisch, und dann irgendwie find ichs ganz cool.“ Für Riad haben diese Orte eine besondere Funktion, sie generieren ein Gefühl von Sicherheit. Neben der Örtlichkeit sind die Mitarbeiter*innen wichtige Schlüsselfiguren, die das Gefühl von Sicherheit durch ihre Freundlichkeit und Aufmerksamkeit vermitteln. Ort und Mensch sind hier kohärent und ermöglichen es ihm runterzukommen bzw: . „...ich komme einfach zu Rest da, mmh!“

Auch die kulinarischen Angebote in Mainz sind Orte, die eine wichtigen Stellenwert im Alltag einnehmen. Sei es das Restaurant vor Ort oder deren Lieferservice, hinterlassen sie bei Menschen eindrücke und werden schnell zu Plätzen, die mit Bedeutung aufgeladen werden. Jamies Burger bspw. wird wegen der Atmosphäre sehr geschätzt und seiner Nähe zum Dom, der neben dem Rhein einer der Hauptattraktionen in Mainz ist. Aber auch die Waffel, ein Restaurant mit afghanischen Spezialitäten, wird von geflüchteten und marginalisierten Menschen geschätzt. Riad berichtet auch von anderen Restaurants und kulinarischen Richtungen. Neben den Cafés sind auch Burger-Restaurants usw. ein wichtiger Bestandteil in Mainz. Für ihn haben diese Orte und deren Produkte eine emotionale Wirkung und machen ihn auch Glücklich. „Jamies Burger. Es hat irgendwie coole Atmosphäre. Vor allem, wie du am Fenster sitzt, hast du den Dom einfach direkt neben dir, und das Essen ist mega gut. Schau, weil es mein allererstes Restaurant in Mainz war, und ich habe irgendwie immer gute Erfahrungen gemacht. Ja, stark, und ich versuche gerade, irgendwas Italienisches zu sagen, aber fällt mir gerade nichts ein? Ähm, die Waffel und Indian Palace, das ist eine Nähe auf der Kaiserstraße. Sie hatten ein sehr, sehr gutes, indisches Essen, die sind mega schnell beim liefern und auch mega gut. Die machen mich happy.“

Neben Cafés und Feierangeboten, hat Mainz auch ein sehr großes Sportangebot. So sind auch Sportvereine und öffentliche Orte wie der Goethepark, wo Menschen die Tischtennisplatten nutzen können, wichtige Treffpunkte. Orte wie diese werden als Freizeitangebote wahrgenommen und ziehen Menschen natürlich auch an. Auch Riad geht mit Freunden Basketball, Tischtennis oder auch Bouldern und gestalten so seine Wochenenden abwechslungsreicher und verbindet diese auch mit Menschen. „Ich war Klettern bzw. Bouldern, durch meine Mitbewohnerin. Meine Bewohnerin hat gesagt, also sie geht öfters hin oder öfters hingegangen ist sie, und hat dann gemeint, dass man das zusammen machen kann ich war und offen dafür. Ich kann es mir vorstellen. Es hat mir dann richtig Spaß gemacht.“ Auch hier werden die Orte in Mainz, zu Orte wo Menschen miteinander interagieren können. Es ist eine Kombination aus dem Angebot und den Mitmenschen, die einen Einladen oder begleiten, zu solchen Aktivitäten oder Angeboten. Natürlich sind bei Outdooraktivitäten auch Grenzen gesetzt. Die Menschen sind abhängig vom Wetter und somit variiert die Orte von Jahreszeit zu Jahreszeit.

Generell ist es die Vielfalt, die Mainz so hervorstechen lässt. Insbesondere verglichen mit anderen Städten, punktet hier Mainz bei den marginalisierten Menschen sehr. Die Menschen sehnen sich auch nach kultureller Vielfalt und wollen auch diese möglichst authentisch erleben. Nicht nur das Erleben anderer kulturen spielt eine Rolle, sondern auch das miteinander zusammen Erleben. Auf die Frage „Was in Mainz noch fehlen würde?“ bzw. „Was wünschst du dir noch in Mainz“, antwortete Riad mit dem Wunsch nach mehr Diversität und auch Zugang zu anderen kulturellen Veranstaltungen. „Also klar, Vielfalt ist immer geil, das ist immer cool, aber nicht nur arabisch, so auch andere Kulturen zum Beispiel. Es gibt manchmal so Latino Nights oder so, wo halt nur Latino-Musik läuft oder so. Aber ich glaube, da würde ich mich wünschen, dass ich jemanden kenne, der mich auch ein bisschen in die Kultur mit reinnimmt, glaube ich eher genau. Ich kenne so potential Kandidaten, aber ja, also ich weiß, dass es sowas gibt, ähm, aber ich, ich weiß auch, dass man muss auch sich trauen, sowas zu machen.“ Gleichzeitig sind fast alle zuvor beschriebenen Angebote niedrigschwellig kreiert und laden auch kulturfremde Personen ein. Es sind aber nicht nur die Orte, sondern auch die Menschen, die eine entschiedene Rolle spielen und den Safe Space kreieren. Denn nicht nur die eigenen oder bekannten Kulturen spielen eine Rolle, sondern auch die unbekannten. Es besteht das Interesse sich mit mehr oder anderen Communities zu treffen bzw. deren Kultur kennenzulernen.

Heimat in Mainz

Der Heimatbegriff hat für jeden eine andere Bedeutung. Es ist ein Ort oder Raum, der mit Bedeutung aufgeladen ist. Gleichzeitig ist es ein Ort des Rückzugs und bietet Schutz bzw. ist auch eine Form von Safe Space. Für viele ist es ein Ort, der mit Kontinuität verbunden wird, der somit etwas bekanntes ist. Heimat ist nicht direkt an den Geburtsort gebunden und kann sich beispielsweise verändern durch das Reisen. Menschen die viel Reisen, erfahren dementsprechend einen Wandel in ihrem Heimatgefühl. Auch Riad ist viel nach seiner Flucht gereist und war in den USA studieren und lebte daraufhin in einigen Städten in Deutschland. Der Begriff „Heimat“ ist für ihn ein schwieriges und verwirrendes Konstrukt und zunächst schwer definierbar, da so viele Orte theoretisch in Frage kämen. „Ehrlich gesagt, ich war in vielen Städten, in vielen Ländern, und manchmal bin ich selber verwirrt, was ist überhaupt Heimat? Weil ich habe irgendwie in jedem Land, was so mein Charakter gebildet hat oder mein Charakter hat sich so in jedem Land ein bisschen anders entwickelt, oder jedes Land hatte Einfluss auf mich auf jeden Fall.“ Nicht nur die Menschen haben eine Auswirkung auf einen Ort, sondern auch der Ort auf die Menschen selbst. Hier spielen insbesondere die Möglichkeiten, die eine Stadt dem Individuum geben eine große Rolle. Natürlich ist Heimat etwas, dass man aktiv für sich selbst kreiert, aber ist letztendlich auch gebunden an die Möglichkeiten, die der Raum selbst hergibt. Diese Möglichkeiten sind bspw. die Veranstaltungen von den Vereinen in Mainz. Denn Veranstaltungen wie OpenSession, CampusSession oder RheinSession ermöglichen es den Menschen, unbeschwert zu leben und stiften Erinnerungen. Gerade Erinnerungen sind essenziell für die Generierung eines Heimatsgefühl. „Deswegen, also keine Ahnung, aber bei Heidelberg denke ich an Heimat. Ja, weil ich da, ich habe so eher Erinnerungen da und diese sind mehr Heimat für mich als die Stadt selbst.“ Die Arbeit des EinKlang e.V. Vereins ist somit nicht nur ausschlaggebend für die Freizeitgestaltung eines sehr diversen Publikums, sondern bietet viel mehr. Diese Veranstaltungen formen den Alltag, die Wochenenden und die Abende von vielen Menschen und Erinnerungen werden generiert. „...und im Sommer bin ich fast jedes Wochenende dort.“ Anhand Riads Antwort wird nochmals hervorgehoben, wie wichtig auch Veranstaltungen, Menschen und auch Orte, die einen willkommen heißen sind. Für Riad sind schöne Erinnerungen essenziell für das Heimatgefühl. Seine ganzen Erinnerungen, die in Heidelberg gesammelt wurden, sind der Schlüssel zur Generierung eines Heimatsgefühl.

Diese Angebote haben einen großen Einfluss darauf, dass Mainz weitaus liberaler ist und sein sehr diverses Publikum diese wahrnimmt und ebenfalls wohlfühlt. „Was mir auch aufgefallen ist, ist sehr viel, oder sage ich mal, mehr, Rainbow-Flags oder oder queere Menschen in generell, oder wie kann man es sagen? Queer Menschen Unterstützende...also hier wo ich wohne, sind einfach rainbow Flags auf den Balkonen.“ Aber nicht nur die Vereine, Partys und andere Veranstaltungen formen das Bild oder die Wahrnehmung, die man von Mainz hat. Es sind auch die kleinen unscheinbaren, aber trotzdem wichtigen Läden, Cafés oder Restaurants, die letztendlich ebenfalls mit Mainz assoziiert werden. Auch hier werden Erinnerungen, Gefühle usw. generiert durch die netten Mitarbeiter*innen im Café und laden auch diese Orte mit Bedeutung auf. Abschließend resultieren diese Angebote darin, dass das Individuum sich in den sozio-kulturellen Räumen integrieren kann und so einen barrierefreieren Zugang ermöglichen. Den Menschen wird es ermöglicht glücklich zu sein und einen Ort zu haben, wo sie in Ruhe ankommen können. Im Laufe der Zeit wird Mainz dann auch zu einem Ort, der für viele weitere Menschen Heimat repräsentiert und hoffentlich weitere Barrieren durch vielfaltssensible Projekte und Orte abbaut.

Quellen

Internet:

EinKlang.ev(2024). Über uns. https://einklangev.de/ueber-uns/ [14.März.2024] EinKlang.ev Instagram (2023). Awareness-Konzept.

https://www.instagram.com/p/Cn2UttxMD5A/?img_index=4 [14.März.2024] EinKlang.e.v, Schick.Mainz (2024). https://www.instagram.com/p/C2HyibsMHF7/

[14.März.2024]

EinKlang.ev Instagram (2022) https://www.instagram.com/p/CmEpAelM9JQ/?img_index=1 [14.März.2023]

EinKlang.ev, Asta Instagram (2023). CampusSession Vol. 2. https://www.instagram.com/p/Crsk1tyMBkK/ [14.März.2024]

RheinKlang.ev Instagram (2023). RheinSession. https://www.instagram.com/p/Ct6Sr0dud0U/ [14.März.2023]

EinKlang.ev (2023). Awareness-Codex OUTDOOR. https://www.instagram.com/p/CtwsPjrMq0c/?img_index=3 [14.März.2024]

LSVD (2023). Lesben-und Schwulenverband. FAQS: lesbische, schwule, bisexuelle, trans und inter Geflüchtete. (https://www.lsvd.de/de/ct/919-FAQs-Lesbische-schwule-bisexuelle-trans-und-int er-Gefluechtete [14.März.2024]

Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2017). Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland.

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/forschungsprojekte/DE/Studie_Einstell g_ggueber_LSB.html [14.März.2024]

Queernet Rlp. (2023). Mainz https://queernet-rlp.de/regionen/mainz/ [14.Mä

Schick (2024) Schick Homepage. http://schick-und-schoen.de [14.März.2024]

Tagesspiegel (2018). Berliner Clubs. Wie wichtig sind queere Clubs in Zeiten von Dating-Apps?.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/wie-wichtig-sind-queere-cl ubs-in-zeiten-von-dating-apps-4591600.html#:~:text=In%20Berlin%20sind%20q ueere%20Clubs,diese%20Orte%20erst%20hervorgebracht%20haben. [14.März.2023]

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Literatur:

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