Diwan

Johann-Joachim-Becher-Weg 25
55128 Mainz

Der Diwan – im Herz der JGU

Zentral auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz steht das Restaurant Diwan – ein Imbiss, dessen kulinarisches Angebot von arabischen Spezialitäten über Pizza bis zu Nudeln und Reisgerichten reicht. Inhaber des Lokals ist Eyad, der in einem Interview bereit war, uns mehr über seinen gastronomischen Betrieb zu erzählen.

Eyad kam 1979 aus dem Gaza-Streifen nach Deutschland, um in Saarbrücken Informatik zu studieren. Seit 1991 arbeitet er in der Informatikabteilung an der JGU Mainz. Als er 46 Jahre alt war, entschied er sich dazu, einen Imbiss auf dem Campus zu eröffnen. Die Hauptmotivation hierfür sei damals die monetäre Lage gewesen, da er seine Eltern im Gaza finanziell unterstützt. Die Idee, den Diwan zu eröffnen, wurde über eine Sommerparty an der Muschel, ein Gebäude direkt neben dem heutigen Standort des Diwans, eingeleitet. Auf dieser Party kam er auf die Idee, Falafel zu verkaufen. Diese Party markiere den Auslöser dafür, dass er mit seiner kulinarischen Spezialität Geld zu verdienen begann, und führte dazu, dass er auf dem regelmäßig donnerstags stattfindenden Muschelfest Falafel verkaufte: „Und dann hat es mir so viel Spaß gemacht, dass die Idee aufkam, dass ich hier das mache“, vergegenwärtig Eyad seine Entscheidung, den Diwan zu eröffnen. Die Eröffnung des Ladens beschreibt er als einen mühsamen Prozess, insbesondere aufgrund der bürokratischen Hürden. Schrittweise entwickelte sich der Diwan von anfänglich einem Container zu zwei Containern dann zu einem Container mit Vordach und schließlich 2005 zu dem heutigen Gebäude im Herz des Campus.

Passend zum Standort kommt die Namensgebung auch nicht von ungefähr. Im Gespräch erzählt Eyad, dass in seiner Heimat ein Diwan ein sozialer Treffpunkt darstelle – ein Ort, an dem sich die Menschen versammeln, essen, trinken und Wasserpfeife rauchen. Sein Großvater, der ehemalige Bürgermeister seines Heimatdorfes, besaß selbst einen Diwan. Bei dieser Eigenschaft des Mittelpunkts zieht Eyad Parallelen zu seinem Diwan auf dem Universitätscampus. Neben dem Standort im Johann-Joachim-Becher-Weg 23a ist das Restaurant Diwan nicht nur zentral auf dem Campus gelegen, Eyad begreift ihn auch als sozialen Treffpunkt, über diesen er selbst bereits einige Freunde kennengelernt habe. In diesem Zuge betont er auch seinen Garten, der an das Gebäude anschließt, in dem sich die Leute vor allem im Sommer treffen. Der persönliche und familiäre Bezug, die über die Parallelen zu einem Diwan in Palästina hergestellt werden, verdeutlichen den identitätsstiftenden Charakter des Diwans als ein Stück Heimat, wie Eyad selbst hervorhebt. Doch dieser wird nicht nur über das Gebäude hergestellt, sondern auch über das kulinarische Angebot.

Die Triebfeder der Eröffnung des Ladens, die Falafel, ist noch heute in seinem Sortiment. Auf die Frage, wieso er damals ausgerechnet die Falafel wählte, um sie auf dem Sommerfest zu verkaufen, betont Eyad: „Ich bin aus Palästina und in Palästina Falafel ist so das wichtigste Nahrungsmittel auf die Straße […]. Den Falafel, ich glaube, jeder in Palästina weiß, wie man Falafel macht“. Er wollte arabische Gerichte anbieten, fügte er hinzu. Doch das Angebot reicht auch weiter: Döner, Nudeln, Pizza, Salate und Börek, das esse er auch in der Heimat, sagt Eyad. Anhand Eyads Ausführungen lässt sich aufzeigen, wie Ernährung neben dem existenziellen Bedürfnis der Nahrungsaufnahme, auch immer einen „Symbolkonsum“ darstellt, wie Kulturanthropologe Timo Heimerdinger festhält. Es scheint, dass Eyad nicht nur bei der Namensgebung seines Ladens, sondern auch in Bezug auf die kulinarische Vielfalt seinem Herkunftsland eine besondere Aufmerksamkeit widmet. In diesem Kontext hält Heimerdinger passend fest:

„Die Ernährung präsentiert sich als mächtiges Zeicheninventar, das […] mit den Möglichkeiten neben Hunger und Durst auch unsere Bedürfnisse nach Heimat, nach regionaler und nationaler Identität, […] zu befriedigen vermag“.

In ihrer Zeichenhaftigkeit können die ausgewählten Lebensmittel auch in Religion in Verbindung stehen. In diesem Zuge sollte auf den Schriftzug ‚Halal‘ am Diwan verwiesen werden. Auch hier wird nochmal der von Heimerdinger erwähnte Aspekt deutlich, Ernährung als „Spiel mit den Möglichkeiten der kulturellen Selbstausstattung“ anzusehen. Aus dem religiös motivierten hygienischen Aspekt (mehr Informationen über halal beim Abschnitt IIS Moschee) scheint in diesem Zusammenhang auch der Aspekt der Frische wichtig zu sein, wie Eyad betont. Alle Gerichte werden von ihm und seinen Mitarbeitern frisch zubereitet. In diesem Zuge erinnert er sich auch an die Zeit, als er selbst in seinem Garten Gemüse angebaut habe, um dieses später in seinen Gerichten zu verarbeiten. Neben Auberginen, Zucchinis und Paprikaschoten wuchs dort auch Minze, die er jedoch auch noch heute verwendet, um seinen frischen Minztee zuzubereiten, den er seit 1998 kostenlos anbiete.

Er erinnert sich an diesem Punkt an die Anfangszeit des Diwans zurück, als hier anstelle des Gebäudes lediglich Container standen. Da die Leute draußen auf ihre Speisen warteten und es kalt war, bot er Minztee an und ermutigte seine Kundschaft, so viel Tee zu trinken, wie sie möchten. Noch heute steht ein Gefäß neben dem Tresen, aus dem man sich in kleine Gläser den warmen Tee abfüllen kann. Dieses Angebot ist jedoch nicht nur auf die kalten Monate beschränkt. Im Sommer lädt Eyad alle dazu ein, sich in seinem Garten niederzulassen und Tee zu genießen, ohne sich verpflichtet zu fühlen, etwas im Diwan zu kaufen.

Angesprochen auf seine Leidenschaft für die Gastronomie antwortet Eyad mit Überzeugung: „Ich liebe das. Das liegt irgendwie in meinem Blut.“ Gleichzeitig spricht er aber auch offen über die damit verbundenen Herausforderungen, insbesondere den „Kampf“, seine Mitarbeiter bezahlen zu können. Dennoch unterstützte er sein Team im Diwan, sobald er um zwölf Uhr aus seiner Tätigkeit in der Informatik kommt. Neben dem täglichen Betrieb des Restaurants bietet er inzwischen auch Catering-Services für verschiedene Veranstaltungen wie Doktorandenfeiern oder Weihnachtsfeiern an. Darüber hinaus engagiert sich Eyad aktiv in der Sportschule und leitet dort den Kurs ‚Body-Fit‘. Seine Aussage, er arbeite viel, verwundert dementsprechend nicht, aber er betont: 

„Die drei Sachen mache ich gerne, weil sonst hätte ich das nicht machen können. Wenn es keinen Spaß macht, dann hätte ich die Kraft nicht dazu […] und deshalb kann ich das weitermachen.“

Gleichzeitig freut er sich auch auf seinen baldigen Ruhestand und hebt hervor, dass er dann seine Zeit wieder mehr dem Diwan widmen kann, den er im Gespräch auch als sein „Kind“ bezeichnet. Eyad betont, er liebe Deutschland wie sein Herkunftsland. Der Diwan zeigt hierbei zugleich seine Bemühungen, den Bezug zu seinem Herkunftsland nicht zu verlieren. Der Diwan ist nicht einfach nur ein Imbiss – er nimmt als ein Ort der Begegnungen nicht nur eine zentrale Rolle auf dem Campus und damit für den Alltag vieler Studierende ein, sondern auch in Eyads Leben, als ein identitätsstiftendes Projekt, in das er viel investiert hat und mit Stolz auf diese Errungenschaft blickt.

verfasst von Daniel Scheibe

Diwan (English Version)

The restaurant Diwan is located centrally on the campus of Johannes Gutenberg University Mainz. It is a snack bar offering a range of culinary delights from Arabic specialties to pizza, pasta, and rice dishes. The owner of the establishment is Eyad, who was willing to tell us more about his gastronomic business in an interview.

Eyad came to Germany from the Gaza Strip in 1979 to study computer science in Saarbrücken. Since 1991, he has been working in the computer science department at JGU Mainz. At the age of 46, he decided to open a snack bar on campus. The main motivation for this decision at the time was his financial situation, as he supported his parents financially in Gaza. The idea of ​​opening Diwan was initiated through a summer party at the Muschel, a building right next to the current location of Diwan. At this party, he came up with the idea of ​​selling falafel. This party motivated him to start earning money with his culinary specialty, leading him to sell falafel at the Muschelfest, which regularly took place on Thursdays. “And then I enjoyed it so much that the idea came up that I would do it here,” Eyad recalls his decision to open Diwan. He describes the opening of the store as a painstaking process, especially due to bureaucratic hurdles. Step by step, Diwan developed from initially one container to two containers, then to a container with a canopy, and finally in 2005 to the current building in the heart of the campus.

The choice of name is also not coincidental. It fits with the location. In conversation, Eyad explains that in his homeland, a Diwan is a social gathering place – a place where people gather, eat, drink, and smoke hookah. His grandfather, the former mayor of his hometown, owned a Diwan himself. Eyad draws parallels between this central gathering place and his Diwan on the university campus. The Diwan restaurant is not only centrally located on campus. Eyad also sees it as a social meeting point where he himself has already made friends. He also emphasizes his garden, which adjoins the building, where people gather, especially in summer. The personal and familial connection and parallels to a Diwan in Palestine underscore the identity-building character of Diwan as a piece of home, as Eyad himself emphasizes. This connection is established through the building, as well as through the culinary offerings.

The driving force behind the opening of the shop, the falafel, is still part of its assortment. When asked why he chose falafel to sell at the summer festival, Eyad emphasizes, “I am from Palestine and in Palestine falafel is like the most important food on the street [...]. The falafel, I believe, everyone in Palestine knows how to make falafel.” He wanted to offer Arabic dishes, he added. But the menu went beyond that: now it includes kebabs, noodles, pizza, salads, and börek. Eyad’s story illustrates that nutrition is more than the need for food intake: it is also always a form of symbolic consumption, as cultural anthropologist Timo Heimerdinger observes. It seems that Eyad dedicates special attention to his home country in naming his shop, as well as in terms of culinary diversity. In this context, Heimerdinger aptly notes:

“Nutrition presents itself as a powerful inventory of signs that [...] with the possibilities besides hunger and thirst, can also satisfy our needs for home, for regional and national identity, [...].”

In their symbolic nature, the food on offer at Diwan can also be associated with religion. In this context, reference should be made to the inscription “Halal” at Diwan. Here the aspect mentioned by Heimerdinger becomes clear again, namely to regard nutrition as “playing with the possibilities of cultural self-equipment.” From the religiously motivated hygienic aspect (more information about halal in the IIS Mosque section), the aspect of freshness also seems to be important in this context, as Eyad emphasizes. All dishes are prepared fresh by him and his staff. He also recalls the time when he grew vegetables in the garden to later use in his dishes. Produce included eggplants, zucchinis, bell peppers, and mint

As a result, he has been offering mint tee for free since 1998. Eyad tells us about the early days of Diwan when, instead of the building, there were only containers. Since people were waiting outside for their food in the cold, he offered mint tea, encouraging the customers to drink as much tea as they wanted. The practice continued. Even today, there is a container next to the counter from which you can pour warm tea into small glasses. This offer is not limited to the cold months anymore. In the summer, Eyad invites everyone to sit down in his garden and enjoy tea without feeling obliged to buy anything at Diwan.

Asked about his passion for gastronomy, Eyad responds with conviction: “I love it. It’s somehow in my blood.” At the same time, he openly discusses the challenges associated with it, especially the ‘struggle’ to pay his employees. Nevertheless, he supports his team at Diwan as soon as he finishes his work in computer science at twelve o’clock. In addition to the daily operation of the restaurant, he now also offers catering services for various events such as doctoral celebrations or Christmas parties. Furthermore, Eyad is actively involved in the sports school and leads the ‘Body-Fit’ course there. It is not surprising that he works a lot, but he emphasizes: “I enjoy doing these three things. If it wasn’t fun, I wouldn’t have had the strength to do it [...] and that’s why I can keep going.” At the same time, he is looking forward to his upcoming retirement. Eyad emphasizes that in retirement he will be able to devote more time to Diwan again, which he also refers to as his ‘child’. Eyad emphasizes that he loves Germany as much as his home country. Diwan simultaneously demonstrates his efforts not to lose his connection to his home country. Diwan is not just a snack bar – it is a place of encounters that plays a central role on campus and therefore in the everyday lives of many students, as well as in Eyad’s life, as an identity-building project in which he has invested a lot and looks back on with pride.

Written by Daniel Scheibe