Einkaufsmöglichkeiten und Sprache

English version

Shopping Opportunities and Language

(written by Winona Hennrich)

In our study project, we engaged with a variety of ethnic grocery stores in the Bleichenviertel district of Mainz, focusing on the lives of migrant entrepreneurs. Retail food establishments provide direct access to food and other resources needed in today’s society. Access to food is essential for human existence and survival. In some cases, access to food depends on the language skills. Also, which store is attributed with a positive atmosphere can be related to the language. In some cases, access to a store and thus to food may be hindered.

The Shaiyan’s market specializes in offering products and foods from various national cuisines to facilitate access to international products for migrants. During the conversation with the owner of Shaiyan’s market, it quickly became apparent that for her, language is an important part of the sense of belonging in a country. Language, in general, plays a central role in human communication and thus a central role in most people’s lives. In the interview, the entrepreneur talks about her migration to Germany:

“I didn’t know any German language, I could only speak English, but it was a bit difficult for me in the beginning. And back then, I can say, except at the airport or except for friends, rarely did people speak English. Even in normal supermarkets. So, the first day, I asked him because I was looking for something. He said, you are in Germany, you have to speak German. That was a bit tough, and then, I didn’t know, and back then there was no internet or anything, and I only had a dictionary, and I had to always look, okay, what’s that called in German and so on.”

Hanna Augustin suggests that food and nutrition can form one of the fundamental and most central mechanisms of participation in any society. She understands the field of nutrition as societal participation. This helps us to understand the connection between food and language. The rejection by the supermarket staff to speak English and thus help her further indicates a contrary relationship within the service sector. Read through the lens of Hanna Augustin’s work, the rejection which our interlocutor encountered in her first days in Germany meant that a part of her agency was denied, as food and nutrition are seen as everyday consumption fields to which individuality and autonomy can be attributed. Hans-Jürgen Krumm suggests that the development in the 18th century in Germany towards a monolingual nation-state can manifest in everyday life as a basic understanding of a monolingual identity, which can in turn be applied to the behavior of the employees in the aforementioned supermarket. In a globalized world, characterized by migration and mobility, such boundaries must be overcome.

Our interlocutor, however, is not influenced by such situations in her actions. It took her three months to learn the German language. Using a dictionary, she learnt ten new words every day. While English is frequently spoken in her circle of friends, she slowly began to speak German with her friends as well. She reports that neither she nor her husband attended a language course. After opening the grocery store, our interlocutor and her husband adopted an open concept that excludes all forms of discrimination and exclusion. Their aim is to engage in social interaction with their customers, who over time have shifted from predominantly migrant groups to a German regular clientele. The store owner also reports that there have been no hostilities from customers towards them. Overall, they are satisfied with their customers, who generally behave very friendly.

For migrants who want to open their own business in Mainz, our interlocutor offers the following advice:

“Okay, first of all, you must, I would say, master the language. Very important! Without this language, because from the beginning, we tried, even with our broken German, we always spoke German, and we always spoke German with our friends... You must also love this country, then the country will love you and the people will also accept you.”

The story of the owners of Shaiyan’s market in the Bleichenviertel district of Mainz serves as an example of the importance of language, openness, and social engagement in retail, especially in the case of migrant entrepreneurs.

Einkaufsmöglichkeiten und Sprache 

(verfasst von Winona Hennrich) 

Während des Großen Projekts haben wir uns mit einer Reihe von ethnischen Lebensmittelgeschäften im Mainzer Bleichenviertel auseinandergesetzt, wobei das Leben der interviewten Personen als migrantische Unternehmer*innen im Fokus stand. Durch den Lebensmitteleinzelhandel wird ein direkter Zugang zu Nahrung und anderen in der heutigen Gesellschaft benötigten Ressourcen gewährt. Für die menschliche Existenz und das Überleben ist der Zugang zu Nahrung essenziell. In manchen Fällen kann der Zugang zu Nahrung mit der gesprochenen Sprache oder einer eventuell vorhandenen Sprachbarriere zusammenhängen. Auch welchem Geschäft eine positive Atmosphäre zugeschrieben wird kann mit dem Faktor Sprache zusammenhängen. In manchen Fällen kann deshalb der Zugang zu einem Geschäft und somit zu Nahrung erschwert werden.

Das Geschäft Shaiyan’s hat sich darauf spezialisiert, Produkte und Lebensmittel aus verschiedensten Nationalküchen anzubieten, um den Zugang zu internationalen Produkten für migrierte Personen zu erleichtern. Während des Interviews mit der Ladenbesitzerin des Shaiyan’s-Markts stellte sich schnell heraus, dass für sie Sprache einen wichtigen Teil des Zugehörigkeitsgefühls in einem Land ausmacht. Sprache im Allgemeinen spielt eine zentrale Rolle für die menschliche Kommunikation und damit eine zentrale Rolle im Leben der meisten Personen. Im Interview berichtet die Unternehmerin von ihrer Migration nach Deutschland:

„Ich kannte keine deutsche Sprache, ich konnte nur Englisch, aber Anfang an ein bisschen schwierig für mich gewesen. Und damals sage ich mal, außer am Flughafen oder außer Freunde, selten Leute haben auf Englisch gesprochen. Auch in normale Supermarkt. Ich musste halt ersten Tag habe ich ihn gefragt, weil ich etwas gesucht habe. Sie haben gesagt, sie sind in Deutschland, sie müssen deutsch sprechen. Das war schon ein bisschen heftig und dann, ich wusste auch nicht und damals war kein Internet oder so und ich habe nur ein Wörterbuch und da musste ich immer schauen, okay wie heißt das jetzt in Deutsch und so.“

Hanna Augustin nimmt an, dass Essen und Ernährung einen der grundlegenden und zentralsten Teilhabemechanismen in jeder Gesellschaftsform bilden können. Das Feld der Ernährung versteht sie als gesellschaftliche Teilhabe. In diesem Zusammenhang kann die Verbindung des Zugangs zu Nahrung durch Sprache, wie die Interviewpartnerin es erlebt hat, verstanden werden.  Die Ablehnung von denen im Supermarkt beschäftigten Personen, Englisch Sprechen zu wollen und ihr damit weiterzuhelfen, weist auf ein konträres Verhältnis des Dienstleistungssektors hin. Durch die direkte Ablehnung, auf die die Interviewpartnerin in ihren ersten Tagen in Deutschland gestoßen ist, wurde ihr nach Hanna Augustin ein Teil ihres selbstbestimmten Handels untersagt, da Essen du Ernährung als alltägliches Konsumfelder gesehen werden, denen Individualität und Autonomie zugeschrieben werden können. Hans-Jürgen Krumm nimmt an, dass die Entwicklung im 18. Jahrhundert in Deutschland hin zu einem einsprachigen Nationalstaat sich im Alltag als Grundverständnis von einer einsprachigen Identität niederschlagen kann, was wiederum auf das Verhalten der Angestellten im oben genannten Supermarkt anzuwenden ist. In einer globalisierten Welt, in der Gesellschaften von Migration und Mobilität geprägt sind, müssen solche Grenzen überwunden werden.

Die Interviewpartnerin lässt sich in ihrem Handeln jedoch nicht von solchen Situationen beeinflussen. Um die deutsche Sprache zu erlernen, benötigt sie drei Monate. Mithilfe eines Wörterbuchs bringt sie sich jeden Tag zehn neue Worte bei. In ihrem Freundeskreis wird zwar häufig englisch gesprochen, doch fängt sie auch dort an langsam mit ihren Freund*innen deutsch zu sprechen. Sie berichtet, dass weder sie noch ihr Mann einen Sprachkurs besucht haben. Nach der Eröffnung des Lebensmittelgeschäfts setzen die Interviewpartnerin und ihr Mann auf ein offenes Konzept, das alle Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung ausschließt. Sie wollen vor allem in den sozialen Austausch mit ihren Kund*innen treten, die sich im Laufe der Zeit von vermehrt migrantischen Personengruppen hin zu einer deutschen Stammkundschaft entwickelt hat. Dabei berichtet die Ladenbesitzerin, dass es ebenfalls auf Seiten der Kund*innen zu keinerlei Anfeindungen gegenüber ihnen gekommen ist. Rundum sind sie zufrieden mit ihren Kund*innen, welche sich zumeist sehr freundlich verhält.

Für Migrant*innen, die in Mainz genau wie sie und ihr Mann ein eigenes Geschäft eröffnen möchten, rät die Interviewpartnerin folgendes:

„Okay erst mal, man muss halt, sag ich mal diese Sprache beherrschen. Sehr wichtig! Ohne diese Sprache, weil wir haben von Anfang an versucht, auch mit unserer gebrochenen Deutsch haben wir immer Deutsch gesprochen und wir haben mit unseren Freunden immer Deutsch gesprochen… Du musst dieses Land auch lieben, dann die Land werde dich auch lieben und die Leute werden dich auch akzeptieren.“

Die Geschichte der Ladenbesitzerin des Shaiyan’s-Markts im Mainzer Bleichenviertel ist ein Beispiel für die Bedeutung von Sprache, Offenheit und sozialen Engagement im Einzelhandel, insbesondere in diesem Fall für migrantische Unternehmer*innen.